Wenn wir die Qualität des Lebensprozesses verbessern, verbessern wir immer auch die Qualität des Lebens selbst (Moshe Feldenkrais)
Bewegung mit Leib & Seele
Erfahren Sie hier Grundlegendes zu meinem Konzept von Leib-& Bewegung: Was hat der Leib mit Schwingung, Resonanz und Lebensprozess zu tun? Sie erfahren, wie eng Leib, Schmerz, Stress und Bewegung miteinander verschränkt sind und wie bewegend es sein kann, vom Eindruck zum Ausdruck zu kommen.
Bewegung ist Leben – Leben ist Fühlen – Fühlen ist Bewegung
Fühlen und Bewegung sind leibliche Phänomene, mit denen in den neuen Forschungszweigen der Biologie nicht nur das Bewußtsein, sondern alle Lebensvorgänge erklärt werden können. Fühlen ist die Voraussetzung für Bewegung, Bewegung ist die Voraussetzung für Leben: Durch Bewegung erfahren wir uns selbst, festigen Lerninhalte und verleihen Eindrücken persönlichen Ausdruck. Ob wir fühlen, denken oder handeln, immer ist Bewegung im Spiel. Auch ohne willkürlichen Muskeleinsatz findet Bewegendes statt: Herzschlag, Atmung und Verdauung z.B. oder auch der Gedanke an eine schöne Begegnung oder das Schauen eines spannenden Films. Erstarrung von Körpergewebe kann einsetzen, wenn wir zu wenig oder zu viel, zu schwache oder zu starke Reize erfahren. Ein Zuwenig kann dabei genauso verstörend oder stressig wirken wie ein Zuviel. Bewegen wir uns zu dicht am Rande unserer Kapazität oder im Grenzbereich von Extremen, schwindet auf Dauer die Elastizität für Ausweichbewegungen: Eine gute Balance wird immer schwieriger, tonische Immobilität kann sich einstellen. Das spielt sich auf körperlicher Ebene ebenso wie auf emotionaler und geistiger Ebene ab.
Leib sein – lebendig sein
Leib bedeutet ursprünglich Leben. Leben ist Bewegung und Bewegung ist ein Prozeß. Ein dynamischer Entwicklungsprozeß, der immer danach strebt, Körper, Seele, Geist, Lebenswelt und Zeitgeist miteinander zu verbinden. Kommt es im Leben zu Schädigungen oder Störungen – z.B. von außen durch eine Verletzung oder von innen durch eine Krankheit – so wirkt dies immer auf das ganze System, will erfaßt und „verstoffwechselt“ werden. Wenn Leben Bewegung ist, dann ist die Bewegung des Lebens Lernen: Wir erfahren das Leben am ganzen Leib, nur so lernen wir uns und die Welt kennen – durch unsere Sinne. Auch ob etwas für uns Sinn ergibt oder nicht, nehmen wir zuallererst mit unseren Sinnen wahr. Unser Körper, unser Leib ist Sinnesorgan und als solches die erste Instanz jeglicher Information, die auf uns einwirkt. Indem wir Sinn erfahren und auch wieder vermitteln, begegnen wir uns selbst und der Welt. Dadurch lernen wir, können Erfahrungen integrieren und weben unser Lebensgewebe.
Bewegt sein– im Sein steckt Sinn: Sinn ist also etwas, das und wodurch wir leiblich fühlen und erleben. Bei Sinnen sein heißt, präsent sein, alle Sinne beisammen haben, wach sein, agieren und reagieren können. So, wie uns innere Gefühle berühren und bewegen, so können wir auch durch äußere Bewegung innerlich berührt und bewegt werden. Wir brauchen Berührung – und wir brauchen Bewegung. Sie machen uns lebendig, lassen uns zu Sinnen kommen und fühlen, daß wir sind.
Stresspegel und Schmerzschwelle
Schmerz und Stress gehören zum Leben. Zwar werden sie von jedem Menschen subjektiv erlebt, doch in der neurobiologischen Verarbeitung sind sich körperlicher als auch seelischer Schmerz und Stress sehr ähnlich. In Verbindung mit negativen Emotionen können sie in uns als Endlos-Schleife hängenbleiben, so daß sie zu Symptomen von Immobilität auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene führen können. Die Ursache vieler gesundheitlicher Probleme ist ein Ungleichgewicht zwischen den lebensalltäglichen Anforderungen und persönlichen Bedürfnissen. Viele Menschen rangieren am Rande ihrer Möglichkeiten, weil sich die häufig überhöhten Ansprüche von außen mit den persönlichen Bedürfnissen und Herausforderungen der eigenen Lebenswelt oft kaum zusammenbringen lassen. Wenn der Stresspegel steigt, sinkt die Schmerzschwelle: Die Gewebespannung des Körpers nimmt zu und die individuelle Geschmeidigkeit nimmt ab. Fehlbelastungen, Balance- und Spannungsstörungen entstehen. Schmerz und Stress gehen oft Hand in Hand – und bilden somit keine Einbahnstraße.
Schwingung und Gesundheit
Die Fähigkeit, den Wechsel zwischen „von-etwas-beeindruckt-Sein“ und „sich-zum-Ausdruck-Bringen“ elastisch zu gestalten, hängt von unserer Schwingungsfähigkeit ab. Ist die Schwingungsfähigkeit unseres Körpergewebes z.B. durch Fehlhaltung, Narben, anhaltenden Schmerz oder Stress beeinträchtigt, gelingt der Wechsel zwischen Eindruck und Ausdruck nicht mehr auf allen Ebenen gleichgut und unser Leib macht durch entsprechende Symptome auf Mißstände aufmerksam. Am Bewegungssystem können sogenannte Verkettungssyndrome entstehen, emotional werden wir durchlässiger oder erstarren. Unser Selbstregulations-System gerät außer sich.
Die Natur hat uns für Bewegung evolutionär ausgetüftelt – wir sind ein totales Sinnes- und Bewegungsorgan, sind Resonanzkörper: Denn unser Leib ist das einzige Instrument, das uns mit dem Leben verbindet. Um unsere eigenleiblichen Resonanzen „lesen“ und verstehen zu können, müssen wir ihn kennen. Darum sollten wir alles fördern, was es uns ermöglicht, uns und unseren Körper leibhaftig und wirk-lich kennenzulernen. Bewegung hilft, die Geschmeidigkeit der Regulation zwischen Spannung und Entspannung, Aktion und Regeneration aufrecht zu erhalten.
Vom Eindruck zum Ausdruck kommen
Bewegung ist auch Kommunikation: Die Seele ist bewegt und der Körper bringt es zum Ausdruck. Gleichzeitig erfahren wir über den Körper Sinneseindrücke, die uns immer auch innerlich und emotional bewegen – das Gefüge von Körper-Geist-Seele interagiert immer und ist wechselseitig wirksam. Der Leib ist sowohl Gefäß als auch Gewebe: Alles, was wir erleben, fühlen, denken, lernen und ausdrücken wird auf irgendeine Weise von uns verarbeitet und in uns eingewoben. Nachdem sie durch uns hindurch verstoffwechselt worden sind, finden alle Eindrücke ihren Ausdruck in unserer Gestalt und unserem Sein: Unser Körper ist beseelt und informierter Leib, er ist das Zuhause unserer Persönlichkeit. Die emotionalen und geistigen Vorgänge beim Menschen sind verbunden mit dem Begriff Seele, die das nicht-Stoffliche im Leib umfaßt. Leib, Geist und Seele sind untrennnbar miteinander verbunden und bewegen sich in ununterbrochener Interaktion zueinander. Wenn wir z.B. verliebt sind oder vor etwas Angst haben, einen spannenden Film schauen, an eine angenehme Begegnung oder eine unangenehme Situation denken, können wir unmittelbar spüren, wie leiblich wir auf Erlebtes reagieren (es wird „erleibt“) und wie dicht Körper und Emotionen miteinander verknüpft sind.
Zum Ausdruck kommen ist die Antwort auf einen erfahrenen Eindruck. Leib und Seele sind immer dabei, ob wir Eindrücke erfahren (z.B. Musik hören, eine Landschaft betrachten oder Mensch-ärgere-dich-nicht spielen) oder uns ausdrücken (indem wir z.B. davon erzählen, ein Bild malen oder das Spiel gewinnen). Unser Ausdruck impliziert gleichzeitig immer wieder neue Eindrücke – in uns selbst und auch außerhalb von uns (z.B. beim Zuhörer unserer Erzählung, beim Betrachter unseres Bildes oder bei den Mitspielern). Leben ist also Bewegung – ein immerwährendes Vorwärtsschwingen vom Eindruck zum Ausdruck und zu neuem Eindruck und zu weiterem Ausdruck und…
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