Angst ist ein Grundgefühl. Es äußert sich in bedrohlich empfundenen Situationen als unlustbetonte Erregung. Als Grundgefühl hat Angst eine wichtige Warn- und Schutzfunktion, denn sie weist uns auf Gefahr und Bedrohung hin. Ausgelöst werden kann Angst bei erwarteter Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes (persönliche Integrität →integer). Das Wort Angst bedeutet Enge (lat.: angustus=eng, schmal), und wenn wir uns beengt/bedrängt fühlen, wird uns angst und bang. Besonders verknüpft mit Angst sind Empfindungen von Ungewissheit, Unsicherheit und Scham. Dauerhafte Atmosphären von Angst machen Stress und hinterlassen Spuren.
Medien beispielsweise leben hauptsächlich von der Verbreitung von Angst und Unsicherheit. Die Welt und das Leben darauf verändern sich seit jeher, es ist heute nicht alles schlechter und früher war nicht alles besser. Aber heute haben wir viel mehr Medien als früher. Daher sind wir leichter zu verunsichern und haben mehr Angst. Auch Veränderung bereitet vielen Menschen Angst. Angst macht Stress, und Stress kann uns blockieren und unsere Entfaltungsfreiheit hemmen. Darum →lernen viele Menschen z.B. nicht gern. Kinder sind meistens noch relativ angstfrei und unbekümmert neugierig. Völlig überflutet von den vielen durcheinanderquirlenden Umschaltungs- und Vernetzungsprozessen in Körper und Gehirn reagieren Heranwachsende dann in der Pubertät auf Neues oft gelangweilt und überspielen damit häufig ihre Angst. Erwachsene und vor allem ältere Menschen haben nicht selten eine regelrechte Scheu vor Neuem und sehnen sich nach der guten alten (weil vertrauten) Zeit.
Lernen bedeutet nichts anderes als Veränderung. Wer lernt, verändert sich, denn Neues aufnehmen bedeutet immer auch Veränderung in demjenigen, der aufnimmt. Lernen ist in biologischen Systemen anders nicht möglich. Wir als Spezies Mensch haben dabei auch ein Bewußtsein von uns selbst, von unseren Gefühlen und der persönlichen Geschichte, von unseren Grenzen und unserer Endlichkeit. Wenn wir mit Neuem konfrontiert sind, sind wir uns all dessen nicht unbedingt bewusst, aber es wird doch unbemerkt in unserem Geist aktualisiert – und das bereitet uns oft Unbehagen. Aus der einst kindlichen Freude am Lernen kann Angst vor Veränderung werden, weil Lernen und Veränderung in dem Fall mit dem Risiko verknüpft werden, seine Identität zu verlieren. Das kann beängstigen. Beim Ausprobieren von Neuem können wir uns aber auch selbst kennenlernen. Je besser wir uns mit uns selbst auskennen, umso weniger Angst haben wir und desto mehr Spielräume können wir gewinnen. Von der Angst vor Veränderung kann so eine Wendung gelingen zur Freude an der persönlichen →Souveränität.
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